Thema Surrealismus: Automatisches Schreiben

Jgstf. 12 GK Kunst 2009 Thema: Surrealismus

Automatisches Schreiben, inspiriert durch zwei Zeichnungen des belgischen Surrealisten Rene Magritte (1898 – 1967)

In der Literatur wurde die Methode der Écriture automatique (automatisches Schreiben) von der Gruppe der Surrealisten um André Breton im Paris der 1920er Jahre adaptiert. Das automatisch Niedergeschriebene, welches sich einem planvollen Aufbau ebenso widersetzt wie einer nachträglich zensierenden Korrektur, diente hier nicht zur Heilung von Krankheiten, zur Erstellung von Psychogrammen oder zur Überwindung von Persönlichkeitsspaltungen, sondern postulierte die unbewussten, traumhaften und spontanen Elemente menschlicher Eingebung als Grundlage für eine neue Art der Kreativität.

Aufgabenstellung: Betrachten Sie eines der Bilder (s.u.) zunächst eine Weile. Schreiben Sie fünf Minuten ohne Unterbrechung. Wenn die Gedanken stocken, „krakeln“ Sie auf dem Papier weiter. Nutzen Sie das entstandene Material für einen kurzen Prosatext oder ein Gedicht.

Sie starren
ohne jegliche Wärme,
regelrecht verharren
auf dem bleichen Körper.
Man könnte sagen,
nein wirklich, sie wagen ,
ihn zu durchbohren,
zu durchstoßen
und zu vernichten.
Die letzte Lebenskraft sie ihm entsaugen,
mit ihren fremden, gaffenden Augen.


Alternativer Text

Das Auge (Studie zu „Les Chants de Maldoror“, 1945)



Ein dunkler Schleier liegt auf uns,
Macht uns hilflos und gleich.
Wie eine gerade aufgehende Sonne
Lauert er in der Dämmerung.

Löst man sich von den Schachfiguren,
Von den vorbestimmten Spielzügen,
Ist man der Dunkelheit schutzlos ausgeliefert.
Mit durchdringenden Blick beobachtet sie uns.
Und frisst uns dann auf.


Die Figuren stehen starr und stumm,
Sie verstecken sich vor dem dunklen Etwas-
Aus Angst-
Helfen sie dem opfe3r nicht.
Und Sie fühlen sich sicher.
Sie fallen nicht auf , alle Schachfiguren sind gtleich,
Bis wieder einen die Neugier packt,
anders zu sein.

Dunkel
Das Leben
Wie sieben Türme
Und ein Spiel um eins,
Tod




Leiche...

Einsam und verlassen
hinter dem geschlossenen Verbund
liegt sie...wird zerfressen
wird nicht gesehen und...

ist dem, was in ihr schlummert
ausgeliefert ohne den Schutz,
denn ihr verwehrt
der Wall, aus Eigennutz.

Von ihr abgekehrt, wendet er sich zur Sonne,
die langsam untergeht, im Rot versinkt,
während sie das Dunkle in dir verschlingt
und dir nimmt die restlich vorhandene Wonne.




Hoffnungslos

Neuer Tag unter schwarzer Sonne
Diesem schwarzen Loch der Hoffnungslosigkeit
Neuer Beginn einer Jagd
Stierenden Auges beobachtet
Führungslos in der Opferrolle
Zum Statisten geächtet
Seelenlos die Vernichtung ansehend
Schachfigurengleich auf den Tod im Spiel wartend
Stiller Schrei
Höre den Schmerz der Gefangenen
Gewissheit
Es wird auch dich zerfressen
Deine Machtlosigkeit ist seine Freude
An jedem neuen Tag...




Dunkelheit breitet sich aus
Kaum einer taut sich mehr raus
Doch ein Spektakel lockt sie hervor
Immer weiter hinein in das tiefe Moor.

Eine Mauer aus großen Figuren
Verdecken die unheimlichen Spuren
Nur eine Lücke lässt sehen
Und bringt das Herz zum Stehen.

Ein dunkles Wesen hockt da
Mit einem riesigen Auge - ist`s wahr?
Die Pranken fest auf das Opfer gepresst
Es wirkt für das Monster wie ein Fest.

Wehrlos, ohne Kopf und Arm
Ist es zu erblicken wie eine Scham
Ein trauriges, unheimliches und erschreckendes Spiel
Neugierig und anteilnahmslos sehen sie viel.




Hände betasten den Leib
Untersuchen ihn
Ziehen ihn in den Sog
Wie ein Wasserstrudel
Fließt es auseinander

Weiß beginnt beim Schach
Eine Armee aus Läufern
Umringt die Szene
Gesichtslose Statuen
Angeführt von dem Auge

Die Dunkelheit übermannt alles
Es herrscht Nacht
Luft wie Wasser
Schwarze Löcher durchfressen
Den Kampf
Schatten gibt es überall


Alternativer Text

Die Särge („Madame Recamier“, 1950)


Zwei Särge sitzen lebend tot, sinnbildlich in Freiheit zugenagelt. Die Sehnsucht befremdet hässlich, aber schön. Ein Fragezeichen bleibt über dem Begräbnis und aus dem Ritual wurde eine Komödie , die die Frage nach dem „Warum?“ als banal und bedrohlich abtut.

Allein und vereinsamt lebte sie in einem kleinen Dorf in ihrem Häuschen. Schon lange hatte sie davon geträumt, auszubrechen, aktiv zu werden. Es war zu still hier, als ob nichts lebte, nur existierte.
Die große Welt war offen, blieb für sie jedoch verschlossen, sie wartete.
Wenn sie doch nur aufstehen und ausbrechen könnte!




Alltag
Kein Entkommen
In sich gefangen
Jeder alleine – abgestumpft, bewegungslos
Tod




Zwei Menschen gemeinsam einsam

Am Ende des Tages herrscht zwischen ihnen die scheinbare Unmöglichkeit der Kommunikation, ausgezehrt, ausgesaugt durch die Lasten und die Arbeit des Tages. Man sitzt auf dem Sofa, abgestellt wie eine Maschine, innerlich tot, vor dem Fernseher. Unsichtbare Distanz steht im Raum, die einzelnen gefangen. Sie wollen etwas sagen, doch wie durch eine Barriere sind sie von der Außenwelt getrennt, kein Gedanke tritt nach außen. Sie sind aufgebraucht und über dem Ehepaar hängt bereits das Damoklesschwert des Todes, rinnen die Körner der Sanduhr ihrer Lebenszeit. Sie verdrängen sie, den fast spürbaren Verwesungsgeruch, den Geruch kalter Erde, die Dunkelheit des Erdloches, dem sich ihre schlaffen Körper schrittweise nähern. Einsamkeit des Alltags; fremd- und freundlos, ihr Tod nur für wenige ein Grund zu trauern, selbst die, die sie kennen, leben in einer anderen Welt und die Bedeutung der Menschen füreinander schlägt in Gleichgültigkeit um. Wer wird sie finden, die leblosen Körper?
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